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31. Juli 2015 Laugarvatn - Reykjavik 80 km

Veröffentlicht am 01.08.2015

Schon als der Wecker klingelte merkte ich, dass die Sonne scheinen muss. Es war so hell im Zelt und auch eine angenehme Wärme war vorhanden. Und tatsächlich, ein Blick nach draussen: blauer Himmel und Sonnenschein! Jupie, dachte ich mir, was für ein Geschenk für die letzte Etappe. So genoss ich heute mein Frühstück im Freien und liess die Sonnenstrahlen auf mich einwirken. Es war einfach nur schön. Beim Abräumen sitzen die Handgriffe bestens, denn von den letzten 27 Nächten verbrachte ich 23 in meinem Zelt! Wer hätte das gedacht? Ich auf jeden Fall nicht! 

Bis in die Zehenspitzen motiviert gings um 9.30 Uhr los. Stopp, zuerst musste ich mich nochmals mit Sonnencreme einschmieren. Das hatte ja bisher seltenheitswert, daher muss ich es doch noch einmal erwähnen. Gleich vom Start aus ging es bergauf auf die Lyngdalsheidi, auf 210 Meter Höhe. Es war ein schöner und gleichmässiger Aufstieg, keine Probleme für Frieda und mich. Die letzte Ecke vom Goldenen Dreieck ist Pingvellir, und die stand uns noch bevor. Zuerst ging es noch durch einen Nationalpark, und der war mega mühsam. Es ging rauf und runter, kaum eine Gerade nur Kurven, viele Mücken, und dann kam doch tatsächlich noch der Wind, und zwar grob von der Seite. Sonst haben die Isländer möglichst langgezogene gerade Strassen ohne Kurven durch ihr Land gezogen, aber hier war es nicht möglich! 

Auf jeden Fall sind wir trotzdem in Pingvellir angekommen. Am selben Ort gibt es zwei verschiedene Sachen zu sehen, etwas geschichtliches und etwas geologisches. Hier in Pingvellir ist das isländische Parlament erstmals zusammen gekommen. Der Gesetzesberg (Lögberg) war der Mittelpunkt der Versammlung. An diesem Gesetzesberg haben 1944 die Isländer ihre Republik Island ausgerufen. Mit anderen Worten, das ist für die so, wie der Landenberg für uns. Der Ort ist genau dort, wo sich auch die nordamerikanische und die eurasische Kontinentalplatte trennt. Die Platten driften auseinander, und es ist dadurch eine Spalte, oder eine Schlucht von 70 Meter Breite entstanden. Das spannende für mich ist, dass beides genau am selben Ort, irgendwo im Niemandsland, ist. 

Nach dem Mittags Pick-Nick nahmen wir die letzten 50 km unter die Räder. Meine Essvorräte waren nun vollkommen aufgebraucht. Ein Vanillebrötli, vier Snickers und eine halbe Rolle Haferkekse und sonst nichts mehr. Die Foodtasche hängte wirklich vorne links leer am Velo. Sie sah schon fast magersüchtig aus. Weiter gings jetzt auf die Mosfellsheidi auf 260 Meter. Der Aufstieg war nicht anspruchsvoll, aber die Windverhältnisse. Der Wind bliess von der Seite, aber mit einer riesen Gewalt. Ich musste wirklich achtsam sein, dass uns keine Windböe von der Strasse pusstete. Mit der Sonne im Rücken und dem Ziel vor Augen war das nur eine Randnotiz, und wir nahmen die luftige Herausforderung an. 

Dann endlich nach rund 50 km sahen wir ganz weit vorne am Horizont die rauchende Bucht, Reykjavik! Jupie, es geht nicht mehr weit. Das gab mir nochmals einen Energieschub, und es ging langsam aber sicher Stadt einwärts. Die Verkehrsverhältnisse glichen nun fast einer Autobahn, nicht nur fast, es war eine, einfach dass Radfahrer erlaubt waren. Ich suchte mir dann aber sicherheitshalber den Radweg, und peilte meinen Weg in die Stadt an. Am Meer entlang fuhr ich Richtung Harpa, der Wind war auch in der Stadt noch anwesend und immer noch sehr stark. So jetzt sind es nur noch ein paar Meter, und dann ist es geschafft. Über die Strasse, die Touristenmeile hinauf Richtung Hallgrimskirkja. Es ist eine langgezogene Strasse hinauf zur Kirche, wo wir vor vier Wochen gestartet sind. Auch eine Einbahn konnte uns nicht mehr aufhalten, und wir fuhren unbeirrt unserem Ziel entgegen. 

Um 16.40 Uhr war es dann soweit, der Kreis hat sich geschlossen, und die Insel ist umrundent. Judihui, jupieeeeeee!! Die Freude war riesengross in mir. Ich war mega stolz auf mich, und natürlich auch auf Frieda. Wir sind ohne eine kleine Panne durch gekommen. Wahnsinn, super. 2382 schöne, abwechslungsreiche, spannende, mühsame, anstregende, erholende, genussvolle, fordernde, faszinierende und vor allem unvergessliche Kilometer liegen hinter uns. Es gab einige Krisen zu meistern, doch wir haben es geschafft, und darauf sind wir mächtig stolz!

Nach einem kurzen Fotoshooting bin ich dann in die Kirche gegangen und habe fünf Kerzen angezündet. Ich habe bewusst fünf Kerzen angezündet, weil ich nur 500 Kronen hatte, und eine kostet 100 Kronen. Ich genoss die Ruhe und war einfach sehr dankbar und erleichtert, dass ich das alles erleben durfte, und dass alles so gut verlief. Nach fast einem Monat zelten, gönne ich mir in Reykjavik nun wieder etwas Luxus und ein Hotel. Nach dem Check-In gabs die wohl verdiente Dusche und dann gings ab in die Stadt. Denn ich hatte einen riesen Hunger und natürlich auch etwas zu feiern. Meine Lust auf Pizza wurde beim Italiener befriedigt. Zuerst gabs noch eine Zwiebelsuppe und zum Dessert etwas gesundes. Verschiedene Früchte und einen Kaffee. Ok der Tellerrand war mit Früchten garniert und in der Mitte stand ein grosses Stück Schokoladentorte. Mhhhhhhhh. Einfach köstlich. Schliesslich habe ich mir das nun auch verdient. 

Morgen werde ich mich etwas erholen und werde in die Blaue Lagune gehen. Obwohl ich nun meine Radtour abgeschlossen habe, werde ich auch morgen wieder einen Tagebucheintrag schreiben. Wer Lust hat, darf gerne wieder rein schauen. Ich wünsche allen einen schönen 1. August, feiert schön, grillt was schönes und drinkt einen auf mich!

Highlight des Tages: Ankunft vor der Hallgrimskirkja in Reykjavik. 

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