Die Taktik mit 20 Uhr ins Bett gehen ging voll in die Hose. Wie willst du so früh schlafen, wenn du den ganzen Tag nichts gemacht hast? Ich habe mich in meinem Bett hin und her gewälzt und konnte einfach nicht einschlafen. Es war auch extrem heiss in der Koje, und das bin ich mir nicht mehr gewohnt. So bin ich unausgeschlafen um 0.30 Uhr aufgestanden und habe meine Sachen zusammen geräumt, wie die anderen fünf Zimmergenossen und Genossinnen auch. In der Diskussion mit einem deutschen Radfahrer habe ich nun festgestellt, dass meine Frieda am falschen Ort parkiert ist! Sie ist im Oberdeck bei den direkt nach Dänemark Reisenden und nicht unten für den Trip auf die Färöer.
Oh je, das auch noch. Im Notfall muss ich mit dem Koffer die Treppe runter oder muss mir sonst etwas einfallen lassen. Die Cardecks sind während der Fahrt geschlossen, so konnte ich auch nicht nachschauen. Aber als es soweit war, war alles halb so wild. Ich konnte Frieda knapp aus dem Parkplatz und durch die Autos befreien und problemlos die Rampe runter zum Ausgang ziehen. So das wäre mal geschafft. Das Tor öffnete sich, die Motorradfahrer, die schon lange mit dem Gaspedal spielten, konnten endlich abrauschen, und ich machte mich mit meinem Koffer auch von Dannen. Es war morgens um 3 Uhr, finstere Nacht und es regnete auch auf den Färöern. Mit dem Stadtplan in den Händen peilte ich nun mein Hotel an.
Ich muss zugeben, ich irrte etwas umher und hatte total keine Orientierung. Als ich dann vor der Jugendherberge die Schottin traf, die ich im Bus nach Egilsstadir kennen gelernt hatte, wusste ich, dass ich total falsch war. Ich als alter Nachrichtensoladat musste mir von einer Schottin den Weg zeigen lassen. Das war frustrierend. Egal, wenigstens war ich nun vor meinem Hotel, das logischerweise um 3.30 Uhr noch geschlossen war. Der Nachtwächter liess mich dann aber trotzdem rein in die warme Hotelhalle. Für diese Nacht hatte ich kein Zimmer gebucht, so konnte ich natürlich erst um 14 Uhr einchecken. Ich habe noch etwas gelesen und vor mich hin gedöst, bevor ich dann um 7 Uhr zum Frühstück ging. Speck und Eier und und und...... himmlisch. Ich wurde fürstlich für mein mühsames warten belohnt.
Anschliessend gings zum Busterminal und um 8 Uhr war Abfahrt in den Norden der Insel Streymoy, nach Vestmanna. Die Färöer Inseln bestehen, wie es dar Name schon sagt, aus verschiedenen Inseln. Die Hauptstadt Torshavn ist auf der Insel Streymoy. Die Färöer gehören offiziell zu Dänemark sind aber teilautonom. Sie haben ein eigene Flagge, eigene Briefmarken, eigenes Geld und eine eigene Sprache. Es leben hier auf den Inseln 48'000 Einwohner und ein x-faches an Schafen. In Vestmanna machte ich eine Bootstour zu den Vogelfelsen und Vestmannagrotten, die sogenannten Vestmannabjorgini. Die Steilküsten sind sehr imposant und faszinierend zugleich. Unser Kapitän manöverierte sein Schiff gekonnt und lässig durch die Klippen und Grotten. Obwohl es regnete, es war eine mitreissende Bootsfahrt. Nach der Tour gings mit dem Bus wieder die 50 km zurück nach Torshavn. Im Bus bekam ich einen ersten Eindruck von der grünen und hügeligen Insel.
Ich habe heute keinen Kilometer flache Strasse gesehen, rauf und runter, so geht das auf den Färöern. Die Schafe weiden an Steilhängen, unglaublich, dass die sich dort noch fortbewegen können. Ich hätte fast das Gefühl, die müssten angeseilt werden. Es war sehr eindrücklich das alles zu beobachten. Von Torshavn gings gleich weiter in den Süden nach Kirkjuböur. Im Mittelalter war Kirkjuböur das kirchliche und kulturelle Zentrum der Färöer. Es hat dort zwei alte Kirchen sowie typische färinger Häuser. Das Dach ist mit Gras überwachsen. Das sieht man auch mitten in der Stadt Torshavn. Die Stadt wirkt mit ihren farbigen und heimeligen Häusern sehr charmant und symphatisch. Man hat das Gefühl, man sei in einer anderen Welt. Die Färinger sind gut organisiert, die Busse fahren pünktlich, es ist alles schöne sauber und gut organisiert. So wie bei uns zu Hause. Die Stadtbusse verkehren hier gratis! Super Sache, Förderung des ÖV's.
Nichts geschlafen nach dieser Nachtübung und nach den beiden Ausflügen war ich total platt, fix und foxi. Im Hotel ging ich unter die Dusche und ab ins Bett. So habe ich wenigstens vier Stunden Schlaf nach geholt, und bin dann um 20 Uhr wieder aufgestanden und in die Stadt spaziert. Eigentlich bin ich ja mittendrin in der Stadt. Super gelgen am alten Hafen. Im Nachbarrestaurant gabs eine Hummersuppe und ein Lammfilet im Teig. Es war hammerfein, nur die färinger Schafe sind etwas kleiner als ihre isländischen Kollegen. Nach dem Kaffee und einem Spaziergang gings zurück ins Hotel. Ich musste noch Wäsche waschen, mittlerweilen "möttelet" alles etwas mehr oder weniger. Morgen freue ich mich auf Torshavn!
Highlight des Tages: Speck und Eier zum Frühstück